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Miteinander reden

Was war hier eigentlich 1933 bis 1945?

Diese Frage ist Titel und leitender Gedanke einer Veranstaltungsreihe im Lehngericht Augustusburg. Vom 9. April bis Ende Oktober 2025 lädt der Verein auf weiter flur zu Vorträgen, Gesprächen, einem Workshop, einem Erinnerungsspaziergang und einer Lesung ein – zur Geschichte des Nationalsozialismus und zur Erinnerungskultur vor Ort. Das Programm wird von der Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Förderprogramms „Miteinander Reden“ unterstützt.

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Die zentrale Frage „Was war hier eigentlich 1933 bis 1945?“ stellte sich der Künstler Felix Forsbach erstmals 2021 im Rahmen einer künstlerischen Residenz beim Verein auf weiter flur. Daraus entstand die soziale Plastik augustusburger-protokolle: eine Homepage, ein Theaterstück mit Jugendlichen, Interviews mit Zeitzeug:innen und der Entwurf für ein Mahnmal. Seitdem hat Forsbach seine Recherchen kontinuierlich vertieft – zuletzt im Auftrag der Schlossbetriebe Augustusburg von April 2023 bis April 2024.

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Dank der Unterstützung durch auf weiter flur e.V. und die Bundeszentrale für politische Bildung ist es nun möglich, die Ergebnisse dieser mehrjährigen Recherche öffentlich vorzustellen – und in Austausch mit Bürger*innen, Interessierten, Betroffenen und Engagierten zu treten. Im Fokus stehen Fragen wie: Gab es in Augustusburg tatsächlich ein frühes Konzentrationslager? Wurden im Schloss wirklich Möbel aus Adolf Hitlers Reichskanzlei eingelagert? Führte ein Todesmarsch jüdischer Häftlinge durch Erdmannsdorf bis ins KZ Buchenwald? Wie können wir heute über den Nationalsozialismus und den Krieg sprechen – auch mit Menschen, die andere Auffassungen vertreten? Und wie können Orte wie Augustusburg sich mit ihrer Vergangenheit langfristig auseinandersetzen?
 

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

Programmübersicht

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9. April 2025, 19:00 Uhr – Saal des Lehngerichts (Markt 14)
Vortrag: „Frühe KZs in Augustusburg und das Außenlager des KZ Sachsenburg im Schloss“

Sowohl im Schloss Augustusburg als auch in der Turnhalle in der heutigen „Straße der Einheit“ richteten die Nationalsozialisten ab März 1933 sogenannte „Schutzhaftlager“ ein, um vor allem politische Gegner zu inhaftieren. Die Häftlinge wurden gezwungen, Umbauten des Schlosses zur Gauführerschule vorzunehmen. Während des Betriebs dieser Gauführerschule wurde das Schloss zu einem Außenlager des KZ Sachsenburg und somit zu einem ganz frühen Außenlager in Deutschland. Der Vortrag stellt den aktuellen Stand der Recherchen dar und lädt zum Austausch über die Bedeutung dieser Erkenntnisse in der Gegenwart ein.

 

26. Mai 2025, 19:00 Uhr – Saal des Lehngerichts (Markt 14)
Vortrag: „Die Gauführerschule im Schloss Augustusburg“

Am 24. Juni 1933 wurde die Gauführerschule eröffnet – nachdem Häftlinge des frühen KZs die Umbauten im Schloss vorgenommen hatten. Hier wurden Amtswalter, Mitglieder der Hitlerjugend, Bürgermeister, der „Theologensturm“ und andere Gruppen ideologisch geschult. Die Gauführerschule in Augustusburg war eine der wichtigsten Einrichtungen dieser Art in Sachsen; Lehrgänge fanden bis 1945 statt. Der Vortrag stellt die bisherigen Ergebnisse der Recherchen vor und diskutiert deren Bedeutung heute.

 

24. Juni 2025, 19:00 Uhr – Saal des Lehngerichts (Markt 14)
Lesung und Gespräch mit Clemens Tangerding

In seinem 2024 erschienenen Buch „Rückkehr nach Rottendorf. Von Rechten, Linken und anderen normalen Leuten“ berichtet der Historiker Clemens Tangerding von seinen Projekten zur regionalen Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte in kleineren Orten. In Dörfern verlaufen Konflikte anders als in Talkshows – Menschen begegnen sich täglich und müssen mit Differenzen umgehen. Die zentrale Frage lautet: Sollten Politiker:innen und Medien davon lernen?

Tangerding reiste vier Jahre durch Deutschland und erkannte: Bleiben kann genauso wertvoll sein wie Abgrenzung. Der wahre Riss verläuft oft durch Familien – oder durch uns selbst. Das Buch lädt dazu ein, Herkunft neu zu betrachten und sich offen mit Geschichte und Gegenwart auseinanderzusetzen. Lesung und Gespräch bieten hierfür Impulse.

 

25. Juni 2025, 19:00 Uhr – Saal des Lehngerichts (Markt 14)
Vortrag: „Hitlers Möbel im Schloss? – Einlagerungen und die Rolle Hellmuth Krumbiegels“

1943 und 1944 wurden – aufgrund des Vorrückens der Alliierten – Möbel aus der Reichskanzlei Adolf Hitlers in Räume der Schlossgaststätte und der Gauführerschule eingelagert. Um diese Möbeleinlagerung ranken sich zahlreiche Geschichten und Mythen. Auch die Rolle des damaligen Pächters der Schlossgaststätte, Hellmuth Krumbiegel, bleibt ambivalent. Der Vortrag versucht, den aktuellen Stand der Recherchen darzustellen und zur Diskussion über den Umgang mit diesen Mythen und möglichen Devotionalien anzuregen.

 

30. August 2025, 10:00–18:00 Uhr – Saal des Lehngerichts (Markt 14)
Workshop: „Mit Andersdenkenden über Nationalsozialismus und Krieg reden“
mit Kathrin Schuchardt und Felix Forsbach

Der Geschichtsrevisionismus nimmt zu: Die Geschichte wird beschönigt, verharmlost oder gar entkriminalisiert – oft mit politischen Motiven. Was zwischen 1933 und 1945 tatsächlich geschah und im kollektiven Gedächtnis erhalten bleiben muss, muss lokal verteidigt werden – in Kommunen, Nachbarschaften und Familien.

Ziel des Workshops ist es, ideologisch aufgeladene Signal-Wörter und Wort-Kunstrukte, revisionistische Parolen und Argumentationsmuster sachlich zu analysieren sowie die dahinterliegenden Absichten zu erkennen. Besonders in der Konfrontation mit gezielten Provokationen braucht es emotionale Resilienz und kommunikative Kompetenz – historische Faktenkenntnis allein genügt nicht.

Zielgruppe: Kommunal und regional Engagierte in Politik und Zivilgesellschaft, in Initiativen und Vereinen, die sich für eine solidarisch-menschenrechtsbasierte Erinnerungskultur einsetzen.
Anmeldung: per Mail an info@aufweiterflur.org oder telefonisch unter 0176 60376126. Die Zahl der Plätze ist begrenzt.

 

31. August 2025, 10:00 Uhr – Treffpunkt Bahnstation Flöha-Plaue
Erinnerungsspaziergang entlang der Route des Todesmarschs vom 13. März 1945

Am 13. März 1945 mussten ca. 890 jüdische Häftlinge, die am 9. Februar aus dem Außenlager Kittlitztreben des KZ Groß-Rosen auf einen Todesmarsch geschickt worden waren, in Erdmannsdorf in Scheunen übernachten. Der gemeinsame Weg führt von Flöha-Plaue nach Erdmannsdorf mit Stationen, u. a. bei dem frühen KZ in Plaue und dem Friedhof Erdmannsdorf. Anschließend gibt es im Lehngericht Möglichkeit ins Gespräch zu kommen und das gemeinsame Anschauen eines Filminterviews mit einem Holocausüberlebenden dieses Todesmarschs.

Anmeldung: per Mail an info@aufweiterflur.org oder telefonisch unter 0176 60376126. Bitte wettergerechte Kleidung und Getränke mitbringen.

 

27. Oktober 2025, 19:00 Uhr – Saal des Lehngerichts (Markt 14)
Abschlussgespräch: Erinnern in Augustusburg – Stolpersteine und Zukunftsperspektiven

Zum Abschluss werden wir vermutlich keine vollständige Antwort auf die Frage „Was war hier eigentlich 1933 bis 1945?“ gefunden haben. Doch hoffen wir auf eine informative und auch kontroverse Veranstaltungsreihe. Gemeinsam möchten wir ins Gespräch kommen: Wie kann die Beschäftigung mit der NS-Geschichte in Augustusburg weitergeführt werden? Was sind Formen der nachhaltigen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Augustusburg? Wer möchte sich an der geplanten Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen beteiligen?

Anmeldung: per Mail an info@aufweiterflur.org oder telefonisch unter 0176 60376126.

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